Der weibliche Zyklus gehört zum Frausein dazu und er ist so unterschiedlich wie wir Frauen es sind – bei manchen dauert er 23, bei anderen 35, im Durchschnitt rund 29 Tage. Der Rhythmus zwischen Menstruation und Eisprung dient dazu, die Entstehung von neuem Leben im weiblichen Körper zu ermöglichen. Für die Autorinnen Andrea Haselmayr und Denise Rosenberger spielt er aber noch eine andere wesentliche Rolle: er sensibilisiert uns für die Signale des eigenen Körpers, damit wir ihm genau das geben können, was er gerade braucht – etwa über eine bewusste Ernährung.

Kürbis-Mangold-Lasagne
Apfel-Nuss-Kuchen

Essen und Genießen wie eine Frau

In ihrem Kochbuch Eat Like A Woman zeigen Andrea Haselmayr, Denise Rosenberger und Verena Haselmayr auf, wie sich Wohlbefinden und Libido steigern und Regelbeschwerden auf sanfte Weise lindern lassen – mit einer gezielten Lebensmittelauswahl in den einzelnen Zyklusphasen, pflanzlichen Rezepten und unterstützenden Yogaübungen.

Was versteht ihr unter „Feminine Food“?

Andrea Haselmayr & Denise Rosenberger im Interview.

Andrea Haselmayr, holistische naturheilkundliche Ernährungsfachfrau: Feminine Food heißt für mich „Nähre deine Weiblichkeit“ – ganzheitlich betrachtet, auf allen Ebenen. Ein Manko an einer Stelle hat Auswirkungen auf den ganzen Organismus. Deshalb gilt es Körper, Geist und Seele zu nähren, damit alles in Balance und Harmonie ist. Uns geht es um einen guten Umgang mit dem eigenen Sein durch Bewusstsein, Bewegung, Yoga, Achtsamkeit und Selbstliebe. Wir möchten Frauen auf genussvolle Art einladen, hinzuschauen und das oft schambehaftete Tabu-Thema Menstruation zu transformieren. Damit Periode nicht nur mit Schmerzen, Unwohlsein und Verstecken assoziiert wird, sondern als etwas Sinnliches und Wertvolles gesehen wird.

Denise Rosenberger, Frauenheilkundlerin & Doula: Auch die weibliche Lust und Sexualität gehören dazu und dürfen nicht zu kurz kommen.

Feminine-Food-Brot

Rezepttipp

Feminine Food: Brot mit Nüssen und Leinsamen 

Phytoöstrogene, wertvolles Eiweiß, dazu Eisen, Folat und Vitamine, die ideale Versorgung in der Zyklus-Phase des Aufblühens.

Hier zum Rezept!

Mit welchen positiven Veränderungen kann ich rechnen, wenn ich meine Ernährung an meinen Zyklus anpasse?

Denise: Im besten Fall lebt die Frau von innen heraus in ihrem eigenen Rhythmus. Unser Zyklus lässt sich mit jenem von Mutter Natur vergleichen: In der Phase des Aufblühens sind wir im inneren Frühling und Sommer. Wir bemerken, dass wir in der Phase des Eisprungs kommunikativer und energiegeladener sind, fühlen uns attraktiver und strahlender. Die Phase des Loslassens ist der innere Herbst und Winter. Jetzt kommen wir zur Ruhe und tanken Kraft für den nächsten Zyklus. Gleichzeitig stellen wir fest, dass wir uns während der Menstruation mehr zurückziehen und reflektieren.

Andrea: Wenn ich mir dessen einmal bewusst bin, kann ich die Potenziale, die von diesem Zyklus ausgehen, für mich voll ausschöpfen – etwa, indem ich mir eher herausfordernde Termine und Aufgaben in der Zeit bis zum Eisprung einteile und im Vorfeld der Menstruation mehr Ruhe gönne. Mit dem eigenen Rhythmus zu leben, die Signale des Körpers wahrzunehmen und seine individuellen Grenzen zu wahren, sehe ich als etwas sehr Bereicherndes und Kraftvolles.

Ihr unterteilt den Zyklus die Phase des Aufblühens und die Phase des Loslassens. Wie kann ich meinen Körper in beiden Phasen über die Ernährung unterstützen?

Andrea: In der ersten Phase kann ich meinen Körper über die Ernährung dabei unterstützen, dass es regelmäßig zu einem Eisprung kommt und sich die Gebärmutterschleimhaut gut aufbaut. In der zweiten Zyklushälfte kann ich für einen guten Progesteron-Spiegel sorgen, bei Kinderwunsch meine Gebärmutter auf das Einnisten der Eizelle vorbereiten und meinen Eisenspeicher auffüllen, um starken Menstruationskrämpfen und Müdigkeit durch Eisenmangel vorzubeugen. Eine entsprechende Ernährung wirkt sich nicht nur positiv auf das Immunsystem, sondern auch auf Sinnlichkeit und Lustempfinden aus, die in Stresszeiten oft leiden.

Worauf sollte ich bei der Auswahl meiner Lebensmittel achten?

Andrea: Wie der Name schon sagt, dienen Lebensmittel unserem Leben. Pestizide, Transfette, künstliche Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker schwächen unseren Organismus und bringen ihn aus der Balance. Darum ist Bio für uns eine wichtige Voraussetzung. Frisches und regionales Obst und Gemüse enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe, da diese bei längerer Lagerung abnehmen können.

Denise: Je weniger Giftstoffe ich meinem Körper durch Ernährung, Umweltgifte, Kosmetik und Co zuführe, desto weniger ist er belastet und umso leichter tut sich er sich auch beim Reinigungsprozess der Menstruation. Als Entgiftungsorgan ist die Leber eines der wichtigsten Organe für den weiblichen Zyklus, weil sie Sexualhormone umwandelt und abbaut. Ist die Leber also minimal durch Gifte belastet, funktioniert das sensible Zusammenspiel der Geschlechtshormone wesentlich besser.

Die Rezepte in eurem Buch sind rein pflanzlich. Warum ratet ihr vor und während der Menstruation von tierischen Produkten ab?

Denise: Anstatt zu verbieten, wollen wir gerne aufklären. Wir zeigen Frauen auf, dass sich Milch und Fleischprodukte während des Zyklus negativ auswirken können, speziell wenn man hormonell sehr empfindlich ist. Die in konventionellem Fleisch enthaltenen Antibiotika sowie Stresshormone, die bei der Schlachtung im Tier ausgeschüttet werden, können wie die Wachstumshormone in der Milch einen negativen Einfluss auf den weiblichen Hormonhaushalt haben.

Apfel-Nuss-Kuchen

Rezepttipp

Feminine Food:
Apfel-Nuss-Kuchen

In der Zyklus-Phase des Loslassens. Eisen füllt die nötigen Speicher für die menstruelle Phase und die Gewürze wärmen dein Gemüt.

Hier zum Rezept!

Wovon sollte ich während der Periode sonst noch besser die Finger lassen?

Denise: Auch Koffein, Nikotin und Alkohol können in der Phase des Loslassens Krämpfe und Schmerzen begünstigen. Gluten, Zucker und Weißmehl fördern Entzündungen. Wenn ich also Probleme mit Krämpfen, Brust- oder Kopfschmerzen habe, ich unter Endometriose oder Myomen leide, unterstützt das Weglassen dieser Produkte mein Wohlbefinden. Das bedeutet aber nicht, dass ich komplett darauf verzichten muss. Wir trinken auch gerne einmal ein Glas Wein und naschen. Der sinnliche Genuss darf nicht zu kurz kommen und ein schlechtes Gewissen brauchen wir sowieso nicht.

Andrea: Die Dosis macht das Gift. Jede Frau und jeder Zyklus sind individuell, außerdem verändert sich ein Zyklus im Laufe des Lebens und darum gibt es auch kein allgemein gültiges Patentrezept für alle Menstruierenden. Wichtig ist, immer auf den eigenen Körpers zu hören.

Wie mache ich mir pflanzliche Hormone und Nährstoffe für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt zunutze?

Andrea: Anfangs ist es immer gut zu wissen, wo man steht. Ein großes Blutbild, Nährstoff- oder Hormoncheck geben einen Überblick darüber, wo man mit der Ernährung unterstützen kann und wo das nicht nötig ist.

Denise: In der Phase des Aufblühens kann ich etwa Kürbiskerne und Leinsamen verwenden, um das körpereigene Östrogen auszugleichen. Mit Mohn und Mandeln kann ich die Eiweißversorgung meines Körpers und meiner Gebärmutter unterstützen. Auch Zink aus z. B. Mohn oder Erdnüssen sind wichtig für die Bildung der Sexualhormone. Enzyme aus Sprossen und grünem Blattgemüse helfen beim Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Erdbeeren und Mango liefern Folat – umgangssprachlich auch als Folsäure bezeichnet – und Zutaten wie Safran, Basilikum, Schokolade oder Vanille steigern die Libido. In der Phase des Loslassens unterstützen Sesam und Sonnenblumenkerne das körpereigene Progesteron und wirken ausgleichend auf den Hormonhaushalt, während bittere Lebensmittel wie Artischocken oder Löwenzahn den Ausleitungsprozess anregen. Spargel und Wassermelone helfen eingelagertes Wasser auszuschwemmen und der hohe Magnesiumgehalt von Rohkakao und Bananen wirkt Menstruationskrämpfen entgegen.

Andrea: Wenn ich Verdauungsprobleme, einen aufgeblähten Bauch oder Brustschmerzen habe, können Fenchel und Kümmel regulierend wirken. Und Rote Rüben helfen bei Müdigkeit durch den Eisenabfall im Körper.

Kartoffel-Brokkoli-Auflauf

Rezepttipp

Feminine Food:
Kartoffel-Brokkoli-Auflauf mit Radieschen-Apfel-Salat

In der Zyklus-Phase des Aufblühens. Kartoffeln, Äpfel und folatreiche Radieschen sind jetzt ideal. Unsere Ernährungswissenschaftlerin Margit Fensl ergänzt: „Vitamin C und Folsäure unterstützen das Immunsystem und beeinflussen die Zellbildung, Blutbildung, Aminosäuresynthese und Zellteilung positiv. Und sie tragen zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei.“

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Auch mit Kräutern lassen sich Beschwerden lindern. Welche sollten wir Frauen immer zur Hand haben?

Denise: Es gibt eine ganze Reihe wirkungsvoller heimischer Frauenheilkräuter. Viele findet man, wie die krampflösende Schafgarbe, bei uns in der Natur. Rosmarin wärmt als bekanntes Frauenkraut den gesamten Schoßraum und die Gebärmutter und regt den Eisprung an.

Andrea: Basilikum gilt als ein sanftes Aphrodisiakum der Natur, seine „Lockstoffe“ regen die Libido an. Petersilie enthält sehr viel Vitamin C und hat damit in der ersten Phase eine immunstärkende und in der zweiten Phase in größeren Mengen eine ausleitende Wirkung. Da Vitamin C die Eisenaufnahme begünstigt, ist vor allem die Kombination mit z. B. Topinambur, Roten Rüben empfehlenswert. Thymian und Salbei sind schleimlösend und unterstützen den Körper mit ihren Bitterstoffen bei Ausleitungsprozessen. Frauenmantel ist eine Universalhelferin für jede Zyklusphase – sie wirkt hormonausgleichend, wirkt lindernd und stärkend.

Kürbis-Mangold-Lasagne

Rezepttipp

Feminine Food:
Kürbis-Mangold-Lasagne mit Salbei-Béchamel

In der Zyklus-Phase des Loslassens. Salbei ist hier das ideale Kraut. Kürbis besteht zu rund 90 Prozent aus Wasser und enthält Kalium und Eisen. Mangold liefert ebenso wertvolles Kalium. Unsere Ernährungswissenschaftlerin Margit Fensl ergänzt: „Kalium trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems und der Muskelfunktion, sowie zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks bei.“

 

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Wenn ich mich zum ersten Mal mit dem Thema Feminine Food beschäftige, wo fange ich am besten an?

Denise: Vertraue deiner Intuition. Wenn du gerade Lust auf Bananen, Schokolade oder Brokkoli hast, dann vertrau diesem Impuls. Wir dürfen der Intuition unseres Körpers trauen und uns von ihm führen lassen. Ein Zyklustagebuch, wie man es sich bei uns auf unserer Website https://www.femininefood.at downloaden kann, hilft dabei aufmerksamer zu werden und den eigenen Körper mit seinen Bedürfnissen und Emotionen und die eigene Libido besser kennenzulernen. So spürt man selbst, was man gerade braucht. Vielleicht sind das Bewegung, gute Gespräche und ein sinnliches Dinner zu zweit mit anregenden Zutaten während des Eisprungs oder eher Ruhepausen und ein Rote Rüben-Salat mit Granatapfelkernen in der Loslassen-Phase.

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Für einen harmonischen Zyklus

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When Two Become One – Andrea Haselmayr, Denise Rosenberger

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