Ernährung

Milch-Mythen: Was steckt dahinter?

Margit Fensl
Oktober 2, 2019

Gute Milch – böse Milch. Rund um die Milch gibt es zahlreiche widersprüchliche Meinungen und Ernährungsirrtümer. Macht Milch dick? Ist Milch ein Calcium-Räuber? Verschleimt Milch? Für Konsumenten eine nicht einfache Situation. Denn es gibt Studien, die Milch unterschiedlich bewerten. Was stimmt wirklich?

Milch - ein Dickmacher?

Was Übergewicht betrifft, wird abwechselnd jeweils unterschiedlichen Nahrungsmitteln der Schwarze Peter zugeschrieben. Die aktuelle Studienlage zeigt, dass regelmäßiger Milchkonsum keinen Einfluss auf Körpergewicht, Fettmasse und Taille-Hüfte-Verhältnis hat. Milch und Milchprodukte machen also nachweislich nicht dick!

Milch - ein Calcium-Räuber?

Milchgegner bezeichnen Milch häufig als Calcium-Räuber und Miltverursacher von Osteoporpose.

Es stimmt, dass in Ländern mit hohem Milchkonsum und hoher Calciumzufuhr die Osteoporose-Rate am höchsten ist. Man vermutet, dass Milch und Milchprodukte durch ihren hohen Eiweißgehalt die Calcium-Ausscheidung erhöhen. Das könnte dazu führen, dass mehr Calcium ausgeschieden wird als zugeführt.

Diese Behauptung wird jedoch durch neue Studien widerlegt:

Der Konsum von 100 ml Trinkmilch führt zu einer zusätzlichen Calcium-Ausscheidung von 5 mg – gleichzeitig werden jedoch 36 mg Calcium mehr aufgenommen. Das heißt, Milchprodukte erhöhen den Knochenaufbau. Vorausgesetzt, es wird auch genug Vitamin D aufgenommen. Milchprodukte enthalten übrigens weniger Oxalsäure und Phytate als Obst, Gemüse, Getreide und Nüsse – Pflanzenstoffe, die die Aufnahme von Calcium hemmen.

Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise sind wichtig!

Verschleimt Milch?

Führt Milch zu vermehrter Schleimbildung in Hals, Nase und Rachen?

Die Annahme hält sich hartnäckig. Denn, wenn die Proteine in der Milch beim Kontakt mit dem Speichel im Mund ausflocken, kann tatsächlich ein typisches schleimiges Mundgefühl entstehen. Aber auch Sojadrink löst in Blindverkostungen diese Wirkung aus. Mehrere Studien haben sich mit dem Phänomen befasst und konnten jedoch keine tatsächliche vermehrte Schleimbildung im Körper nachweisen.

Was sagt die Traditionell Chinesische Medizin?

Laut Traditionell Chinesischer Medizin (TCM) hat jedes Lebensmittel eine bestimmte Wirkung und wird je nach Konstitution einer Person empfohlen. Jeder Mensch ist allerdings individuell und kann auf ein und dasselbe Nahrungsmittel ganz unterschiedlich reagieren. Vollmilch ist laut TCM vom „Temperaturverhalten“ neutral: Sie erhitzt wie beispielsweise Chili nicht, noch kühlt sie den Körper wie z.B. Pfefferminz. Lebensmittel werden auch nach 5 Geschmacksrichtungen eingeteilt: sauer, bitter, süß, scharf und salzig. Kuhmilch wird der Geschmack „süß“ zugewiesen. Der süße Geschmack wirkt „nährend und befeuchtend“. Aber auch viele Obst- und Gemüsesorten, Nüsse, Samen, Pilze und Sojaprodukte haben diese Wirkung. Vollmilch wird laut TCM therapeutisch empfohlen bei Schwäche, Yin-Mangel, Säftemangel, Schlafstörungen und trockener Haut.

Ernährungs-Tipps:

Tipp für Vegetarier: Wer auf Fleisch verzichtet, sollte dafür ganz bewusst zu Milchprodukten und Eiern greifen. Sie liefern Eiweiß und Vitamin B12, das nur in tierischen Produkten steckt.
Tipp für Personen mit Laktoseintoleranz: Wenn jemand auf Milchzucker (Laktose) mit Beschwerden reagiert, dann ist normale Milch zu meiden. Laktosefreie Bio-Milchprodukte, Bio-Sojadrink und Bio-Haferdrink sind hier eine köstliche Alternative.

Quellen:

forum. ernährung heute, Heft 1_2015, www.forum-ernaehrung.at

Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesiche Medizin, Ulrike von Blarer Zalokar, Barbara Fendrich, Karin Haas, Petra Kamb, Eve Rüegg; Bacopa Verlag 2013

Wissenschaftliche Studien zu Milch:
Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) hat in Kooperation mit dem Max-Rubner-Institut (MRI) 400 weltweit publizierte Studien untersucht und ging dem Mythos Milch auf den Grund. Pressebericht

 

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