Tofu mit Soja aus Wien
Wien hat als Weinbaustadt einen Namen. Dass hier auch Soja wächst, ist hingegen weniger bekannt.
Michael Niedermayer, Stefan Weixlbraun und Stefan Windisch haben gleich mehrere Gemeinsamkeiten: Alle drei führen landwirtschaftliche Betriebe, die über Generationen zurückreichen, werden dabei von ihren Familienmitgliedern unterstützt und alle drei sind auf biologischen Anbau umgestiegen. Und noch ein weiterer Punkt eint sie: Sie bauen in und um Wien Soja an.
Die Bohne, die in Asien eine jahrhundertelange Tradition hat, wurde in Österreich erstmals 1875 kultiviert. 100 Jahre später – und damit lange, bevor sie die Regale im Lebensmittelhandel eroberte – führte die Familie von Michael Niedermayer erste Anbauversuche durch. Heute macht der Sojaanbau rund ein Drittel seiner Flächen aus, ähnlich wie bei Stefan Windisch. Der Dritte im Bunde, Stefan Weixelbraun, hat rund ein Viertel seiner Fläche der Pflanze aus der Familie der Schmetterlingsblütler gewidmet. Damit liegen sie im Trend: Zwischen 2018 und 2020 hat sich die Fläche des Soja-Anbaus in Wien verdreifacht – Tendenz weiter steigend.
Der Anbau von biologischem Soja ist arbeitsintensiver und erfolgt zudem nach einer anderen Technik: „Der Unterschied zum konventionellen Anbau fängt schon bei der Aussaat an“, sagt Stefan Windisch. „Während konventionelle Sojabohnen im Drillverfahren angebaut werden, säen wir in Reihen.“ Dabei spielen Abstand und Tiefe eine Rolle: Die Sojabohnen werden in einem Abstand von 45 cm angebaut und kommen bei einer Saattiefe von vier Zentimetern am besten zum Keimen. Dafür ist wiederum die Temperatur ausschlaggebend, wie Stefan Weixelbraun hinzusetzt: „Soja braucht ein warmes Saatbeet und sollte daher nicht zu früh angebaut werden.“
Das exakte Setzen ermöglicht es, dass Beikräuter mit der mechanischen Hacke bekämpft werden können. Da keine chemischen Mittel angewandt werden, erfolgt diese Arbeit in mehreren Durchgängen: „Nach dem Anbau der Kultur mit Einzelkornmaschine erfolgen ein bis zwei Striegeldurchgänge, danach wird ein bis zwei Mal maschinell gehackt. Insgesamt befahren wir das Feld fünf bis sechs Mal“, sagt Michael Niedermayer. Und wenn es notwendig ist, wird das Beikraut auch händisch entfernt.
Um beste Erträge zu erzielen, wird zudem eine kontrollierte Fruchtfolge eingehalten. Dass dabei auch zwei Jahre hintereinander dasselbe angebaut wird, ist keine Seltenheit: Soja auf Soja ist eine gute Fruchtfolge, da sich dadurch mehr Knöllchenbakterien bilden. Darüber hinaus wird der Schmetterlingsblütler in einen Anbauzyklus aus Getreide, Erbsen und Leguminosen integriert. Je nach Jahr ernten die Bio-Landwirte zwischen 2.000 und 3.500 Kilo Sojabohnen je Hektar. Diese werden frisch vom Feld direkt zum Händler gebracht, der sie der Weiterverarbeitung zuführt. Und daraus entsteht dann der Ja! Natürlich Tofu Natur oder Ja! Natürlich Räuchertofu.
Was wir morgen ernten und essen werden, wie wir mit den Umweltveränderungen durch den Klimawandel zurechtkommen und wie gut es uns gelingt, diesen auszubremsen – all das hängt maßgeblich von der biologischen Vielfalt ab. Aber was versteht man unter Biodiversität genau und wie können wir sie fördern? Die Antworten findest du hier.