Im Portrait

Stefan Eisenberger: Bei ihm wachsen Bio-Weide-Jungrinder im Schöcklland auf

Schöcklland, Steiermark
Weidehaltung ist optimal für die Tiergesundheit.

Bio-Weidejungrindbauer aus der Steiermark

Dauer: 03:02

Stefan Eisenberger und seine Frau Herta bewirtschaften den Betrieb in der sechsten Generation. Mit der Mutterkuhhaltung bietet die Familie den Weide-Jungrindern eine besonders natürliche Haltungsform: Ideale Rahmenbedingung für biologische Landwirtschaft und artgemäße Tierhaltung. Seit dem Jahr 1833 ist der Familienname Eisenberger am Zehenthof. Neben der Tierhaltung ist auch die Gästebeherbergung mit „Urlaub am Bauernhof“ schon Jahrzehntelang ein wichtiges Standbein für die Eisenbergers. Im Interview erzählt uns der ambitionierte junge Bio-Bauer von seiner Überzeugung, biologisch zu wirtschaften, was die Tiere mit Grünlandpflege zu tun haben und über seinen Zuchtstier Xaver, der in der Herde lebt:

Ja! Natürlich:
Ihre Weide-Jungrinder leben in Mutterkuhhaltung. Welche Vorteile hat diese Haltungsform für die Tiere?

Stefan Eisenberger: Meiner Meinung nach ist die Weidehaltung die natürlichste Art, um Rinder zu halten. Dass dies in der Herde sozusagen auch noch im „Familienverbund“ geschieht, ist das Tüpfchen auf dem i. Auf der Weide sieht man des Öfteren auch Verhaltensmuster und Liegegewohnheiten der Kühe, die im Stall nur eingeschränkt möglich sind. Außerdem bemerke ich immer wieder, dass sich die Klauengesundheit in den Weidemonaten verbessert.

Ja! Natürlich:
Die Bezeichnung „Weide-Junginder“ hat ihren guten Grund. Inwieweit sind die Tiere auch zugleich für die Grünlandpflege zuständig?

Stefan Eisenberger: Unsere schöne, offene Kulturlandschaft kann überhaupt nur durch Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) erhalten werden. Nur der Verdauungstrakt des Wiederkäuers schafft es, Gras, Silage, Heu usw. ordentlich zu verdauen. Umso mehr stimmt es mich traurig, dass in der heutigen Zeit die Rinder oft als „Umweltsünder Nr. 1“ hingestellt werden.

Ja! Natürlich:
Die Richtlinien von Ja! Natürlich für ihre Bio-Bauern von sind oft strenger als das Gesetz: Anbindehaltung bei Weide-Jungrindern ist ausnahmslos verboten. Die Tiere haben im Stall und im Freien ständig die Möglichkeit für Auslauf. Mussten Sie für diese Vorgaben erst die Bedingungen auf Ihrem Hof schaffen?

Stefan Eisenberger: Meine Eltern stellten mit der Umstellung auf Bio und einem neuen Stall im Jahr 2001 bereits die richtigen Weichen, sodass für uns keine großen Änderungen notwendig waren. Einzig die Weidesaison habe ich mit dem System „Kurzrasenweide“ nochmals verlängert. Unsere Herde ist jetzt von Ende März bis Mitte November auf der Weide, wobei sie – wann immer sie wollen – auch in den Stall gehen können! Da geht’s meinen Kühen gleich wie dem „Muxl“ ? (Anmerkung: Muxl ist der Stier auf Ja! Natürlich Werbeplakaten und in einem TV-Spot).

Ja! Natürlich:
Wie lange werden die Jungrinder von den Mutterkühen gesäugt? Was fressen Sie zusätzlich das ganze Jahr über?

Stefan Eisenberger: In der Weidesaison bekommen die Kühe zusätzlich Heu, damit sie im Stall was zu fressen haben, falls sie herrein kommen, in den Wintermonaten füttere ich Grassilage und Heu – natürlich alles von meinen eigenen Flächen. Die Kälber können zusätzlich über das ganze Jahr eine Getreidemischung fressen. Außerdem bekommen sie noch Salz und Mineralstoffe.

Ja! Natürlich:
Wie viel Platz steht den Tieren in Stall, befestigter Auslauffläche und auf der Weide zur Verfügung?

Stefan Eisenberger: Meine Stallfläche beträgt ca. 700 m2, die Auslauffläche ist in etwa gleich groß. Im Stall hat jede Kuh eine Liegebox, die immer mit Stroh eingestreut ist. Die Kälber halten sich meistens im Kälberschlupf auf und liegen so meistens in der Nähe der Mutterkuh.

Ja! Natürlich:
Gibt es auch einen Stier am Hof, der mit den Kühen, Kälbern und Jungrindern lebt?

Stefan Eisenberger: Unser Limousin Zuchtstier „Xaver“ lebt das ganze Jahr über in der Herde, sowohl im Stall als auch auf der Weide.

Ja! Natürlich:
Bedeutet Tierhaltung nach Bio-Maßstäben mehr Aufwand in der täglichen Arbeit? Was macht Ihre persönliche Leidenschaft aus?

Stefan Eisenberger: Um in der Rinderhaltung Erfolg zu haben muss das Management passen. Dazu zählen unter anderem die Tiergesundheit, die Fütterung, die richtige Genetik und auch das Tierwohl. Ich glaube, dass jeder Rinderhalter bedacht ist, dass es seinen Kühen gut geht, das gilt auch für konventionelle Betriebe. Der Mehraufwand im Bio-Bereich ist in meinem Fall die Pflege des Grünlandes, weil ich Unkräuter, wie zum Beispiel den Ampfer, im besten Fall erst gar nicht aufkommen lassen darf.  Und meine persönliche Leidenschaft: Bauer sein!

Ja! Natürlich:
Wie schaut der Tagesrhythmus der Tiere im Sommer und im Winter aus?

Stefan Eisenberger: Die Tiere haben einen ziemlich genauen Tagesablauf. Interessanterweise sind die Kühe in der Früh zwischen 6 und 8 Uhr fast immer im Stall, dann wieder um die Mittagszeit, wenn es im Freien zu warm ist. Den Kühen macht Kälte viel weniger aus als im Sommer die Hitze. Wenn es draußen richtig heiß ist, dann taugt es ihnen im Stall. Unsere automatische, elektrische Kuhbürste schafft dann noch zusätzliches Wohlbefinden.

Ja! Natürlich:
Als Bio-Bauer müssen Sie den internen Kreislauf in der Bewirtschaftung der Wiesen und Getreidefelder für Futtermittel nützen. Selbstverständlich ohne künstlichen Dünger und ohne chemisch-synthetische Spritzmittel. Wie sieht dieser Kreislauf bei Ihnen aus?

Stefan Eisenberger: Unser Grundfutter produzieren wir ausschließlich auf den eigenen Flächen, die Gülle oder Festmist werden dann als Dünger wieder auf die Wiesen ausgebracht – so schließt sich der Kreis immer wieder. Nur das Kraftfutter für die Kälber wird zugekauft – eine fertige Bio-Kraftfuttermischung aus rein österreichischer Herkunft.

Ja! Natürlich:
Sind Tiere in artgemäßer Bio-Haltung durch mehr Bewegung an frischer Luft, in Sonnenlicht und durch Bio-Futter gesünder als ihre konventionellen Artgenossen? Oder anders gefragt: Brauchen Bio-Bauern für ihre Tiere den Tierarzt weniger häufig?

Stefan Eisenberger: Für die Tiergesundheit ist die Weidehaltung optimal. Sonnenlicht, Luft, eine weiche trockene Liegefläche, ausreichend frisches Wasser und viel Bewegung sind die Basis für eine gute Gesundheit. Passt dann auch noch die Fütterung, ist die halbe Miete bezahlt. Es lassen sich da übrigens viele Dinge auf den Menschen ummünzen. Ob Bio-Rinder gesünder sind, hängt vom einzelnen Betrieb ab. Außerdem sind viele Bio-Richtlinien natürlich auf die Tiergesundheit ausgerichtet.

Ja! Natürlich:
Was ist das Besondere am Weide-Jungrindfleisch?

Stefan Eisenberger: Dazu gibt es eine kleine Geschichte: Ein Freund von mir berichtete mir vor zwei Jahren, seine Kinder im Teenageralter würden kein Rindfleisch mögen. Ich konnte sie mit unserm Weide-Jungrind überzeugen – seither gehört Rindfleisch wieder regelmäßig auf den Speiseplan.

Ja! Natürlich:
Herr Eisenberger, wir danken für das Gespräch.