Das sind ja nur Peanuts, sagen wir, wenn wir etwas als verhältnismäßig unwichtig oder wenig empfinden. Doch auf den Feldern von Familie Romstorfer im Weinviertel reichen die Erdnussreihen bis zum Horizont. In Prottes und Raggendorf, am Rande des Marchfelds und Beginn des Weinviertler Hügellandes, haben sich die Bio-Bauern Roman (30), Stefan (33) und ihr Vater Franz (63) exklusiv für die Marke Ja! Natürlich auf eine Kultur eingelassen, die viele erst einmal zum Schmunzeln bringt. Erdnüsse? Die wachsen hier?

Bio-Erdnüsse aus Österreich
© Billa Frisch Gekocht / Stefan Knittel
Bio-Erdnüsse aus Österreich
© Billa Frisch Gekocht / Stefan Knittel
Bio-Erdnüsse aus Österreich
© Billa Frisch Gekocht / Stefan Knittel

Herausforderungen bei der Kultivierung

Franz Romstorfer sagt dann mit lässigem Understatement: „Sind ja auch nur ,Bohnen‘.“ Denn: Erdnüsse sind eben keine Nüsse, sondern tatsächlich Hülsenfrüchte! Wer Bohnen oder andere Hülsenfrüchte anbauen kann, kann theoretisch auch Erdnüsse anbauen. Denn gedeihen tun sie hier auf den relativ sandigen Böden recht gut. Und sie versorgen den Boden nebenbei mit dem so notwendigen Stickstoff.

Die Herausforderungen sind jedoch groß:

  • Wo bekommt man das Saatgut her?
  • Wann aussäen?
  • Wie wird man des Unkrauts Herr?
  • Wann erntet man und womit?
  • Wie geht man danach mit ihnen um?
  • Wie bekommt man sie sauber – und geröstet?

Die Pioniere in der Bio-Landwirtschaft hat immer ausgezeichnet, dass sie sich nicht leicht abhalten lassen, sondern einfach ausprobieren.

Angefangen hat Familie Romstorfer 2018 mit einem Hektar, 2019 waren es bereits fünf und 2020 zwölfeinhalb. So erfolgreich sich das liest, so einfach war es aber nicht.

Wissenswertes rund um die Exoten

Bio-Erdnüsse aus Österreich

Weltgewandte Südamerikanerin

Man geht davon aus, dass die Erdnuss seit über 7.000 Jahren in Peru gegessen wird – obwohl sie wahrscheinlich Brasilianerin oder Bolivianerin ist. Spanische und niederländische Seefahrer verteilten sie um den Globus, mittlerweile werden Erdnüsse auf allen Kontinenten angebaut. Familie Romstorfer hat ihr Saatgut aus Griechenland, Rumänien und Bulgarien. Noch lieber hätten sie in Zukunft jemanden, der es in Österreich produziert. Je standortangepasster die Sorten, umso besser gedeihen sie nämlich.

Bio-Erdnüsse aus Österreich

200 Stunden Handarbeit

Ausgesät wurden die Bio-Erdnüsse der Sorte „Runner“, ein Klassiker für schöne, gleichmäßig große Kerne, heuer Anfang Juni, weil der Boden mindestens 10 bis 12 °C haben muss. „Wenn es während der Keimzeit -regnet, sind s’ hin“, sagt Roman Romstorfer, der seinen Vater und seinen Bruder von der verrückten Idee, Erdnüsse anzubauen, überzeugt hat. „Wir versuchen Dinge zu machen, die niemand anderer hier macht.“ Jetzt hockerln alle drei Ende Oktober auf einem ihrer Bio-Erdnussäcker und erzählen von der faszinierenden Pflanze.

Bio-Erdnüsse aus Österreich

Klein aber oho

Die ist nur ein kleines Büscherl, aber das hat es in sich: Die Erdnuss bildet eine Art Lianen, die sich von oberhalb der Erde samt Fruchtansatz einzeln in die Erde bohren, weil die Frucht beim Reifen kein Licht verträgt. Deshalb heißt sie auch Erdnuss, weil sie tatsächlich unter der Erde wächst. Was die Bauern nicht so gerne haben: „Erdnüsse sind nie bodendeckend“, sagt Roman, deshalb hat das Unkraut freie Bahn. Und weil es Konkurrenz für die eigentliche Nutzpflanze ist und ihr die Nährstoffe wegschnappt, muss man es entfernen. Im Bio-Landbau kommt daher jetzt der größte Arbeitsfaktor dazu: Nachdem der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel ** verboten ist, erfolgt die Unkrautvernichtung mechanisch. Und weil eine Maschine nur bei bestimmten Bedingungen „striegeln“ kann, heißt das: Handarbeit! „200 Stunden pro Hektar Erdnüsse“, erzählt Romans Bruder Stefan. Pro Tag schaffen sie, einen halben Hektar Bio-Erdnüsse zu ernten.

Bio-Erdnüsse aus Österreich

Erntemaschine aus China

Geerntet wird natürlich nicht mit der Hand, aber die richtige Maschine ist nicht einfach zu finden. Heuer haben die Bio-Pioniere eine Erdnusserntemaschine aus China bestellt. Warum nicht in Amerika? Da lachen die Männer: „Die sind riesig, für 500 Hektar ausgelegt.“ Die chinesische Maschine wird vorgeführt: Sie gräbt die Pflanze aus, rebelt die Nüsse quasi von den Stielen und lässt das gehäckselte Pflanzenmaterial am Feld zurück.

Bio-Erdnüsse aus Österreich

Waschen, trocknen und rösten

Die Erdnüsse müssen am selben Tag gewaschen und getrocknet werden. Eine Waschanlage befreit mit kaltem Wasser und Bürsten die Erdnüsse von Erde und Stängeln. Danach werden sie in großen, luftigen Kisten mit einem eigens ausgetüftelten Lüfter zwei Tage bei 30 bis 35 °C getrocknet. Bevor sie in Big Bags à 400 kg in die Schweiz – zu einem der wenigen Röster Europas – gebracht werden, sortiert Familie Romstorfer einmal maschinell und einmal händisch auf einem kleinen Fließband aus. Heuer sollten die Nüsse, die ja gar keine sind, für ein paar Tage rund um Nikolo verfügbar und bereit zum Genießen sein.

Erdnüsse in der Küche

© Billa Frisch Gekocht / Stefan Knittel

Lagerung & Haltbarkeit

  • In der Schale halten sie besser, daher immer erst bei Bedarf schälen!
  • Erdnüsse können ranzig werden, aber das riecht man sofort.
  • Sie halten ungeschält meist deutlich länger als bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum.

© Billa Frisch Gekocht / Stefan Knittel

Geschmack & Verwendung

  • Die Weinviertler Bio-Erdnüsse schmecken typisch und natürlich. Sie sind in der Schale geröstet, daher ungesalzen.
  • Das macht sie ideal für die Verwendung in salzigen wie süßen Speisen.
  • Faustregel für Rezepte: Aus 100 g Erdnüssen in der Schale bekommt man gut die halbe Menge (50–60 g) ausgelöste, gehäutete Erdnusskerne.
  • Man kann die rötlichen Häutchen essen, aber feiner sind die Nüsse ohne.

Wie damit kochen?

Ausgelöst eignen sie sich für Müsli, Salate, Currys, zum Binden und Würzen von Eintöpfen, für cremig-würzige Saucen bis zu Kuchen, Keksen und anderen Süßigkeiten. Entweder man verwendet sie ganz, gemahlen oder in Form von Erdnussmus oder -butter.

Bio-Erdnüsse sind Bio-Produkt des Jahres 2020!

Die Auszeichnung Bio-Produkt des Jahres wird von der Messe Wieselburg GmbH (Veranstalter der Fachmesse bio-ÖSTERREICH) organisiert und in Zusammenarbeit mit BIORAMA (Fachmagazin für nachhaltigen Lebensstil) und der BIO AUSTRIA vergeben. Wir freuen uns sehr und gratulieren den passionierten Bio-Betrieb Romstorfer zum Preis in der Sonderkategorie Farm & Craft – Niederösterreich! Hier geht’s zu den Informationen zur Auszeichnung!

Erdnüsse Bio-Produkt des Jahres
© Fotohaus Roschmann GmbH
Erdnüsse