Am Bio-Hof von Familie Kudler tummeln sich rund 300 Schafe. Der Betrieb im oberösterreichischen Windhaag bei Freistadt beliefert Ja! Natürlich mit Bio-Lammfleisch.
Zwischen die sanfte Hügellandschaft des Mühlviertels schmiegt sich der Bio-Hof von Familie Kudler. An die 300 Schafe tummeln sich hier. Lämmer, Muttertiere und auch ein paar Zuchtböcke grasen im Sommer auf den Weiden rund um den Brandstetter-Hof, in den Roland Kudlers Großvater in den 1920er-Jahren eingeheiratet hatte. Wie damals üblich, war es über Jahrzehnte ein klassischer Selbstversorgerbetrieb: Milchkühe, zwei bis drei Schweine, ein paar Hühner, Kartoffeln und ein Gemüsegarten sorgten für das Auslangen. Als Roland Kudler den Hof 2007 von seinen Eltern übernahm, waren die Flächen zum Teil verpachtet. Zwei Jahre zuvor hatte er in Freistadt einen Fenster- und Türenhandel eröffnet, die Landwirtschaft wurde im Nebenerwerb geführt. Heute bewirtschaftet die Familie den Hof zur Gänze selbst und konnte den Betrieb in den letzten Jahren noch erweitern.


Familie Kudler: züchtet Bio-Lamm



Von Beginn an Bio
Mit 30 Schafen startete der Jungbauer vor über 15 Jahren. „Probeweise“, wie er sagt. „Wir wollten sehen, ob es funktioniert, ob wir uns mit den Tieren identifizieren können.“ Und es klappte. Bereits drei Jahre später wurde der Stall neu gebaut, weitere Adaptierungen und Erweiterungen folgten. Dass er auf biologische Landwirtschaft setzt, war für Roland von Anfang an klar. „Die biologische Schafhaltung ist ein Kreislauf, in dem nichts verloren geht. Der Mist wird kompostiert und damit zu wertvollem Boden.“ Dieser bringt wiederum das Futter für die Tiere hervor: Auf drei Hektar baut Familie Kudler Getreide an und erzeugt somit das Stroh und Korn selbst. Um zwei Drittel konnte so die Menge des Futterzukaufs reduziert werden, was nicht nur Lieferwege minimiert, sondern sich angesichts der steigenden Futtermittelpreise noch mehr rentiert.
Teamwork in der Familie
Neben Roland Kudler sind schon seine Kinder im Betrieb. Sohn Justin mit seiner Partnerin Anna und Tochter Nadine kümmern sich um die Tiere, wenn sich die Eltern einmal Auszeit nehmen. „Zu Hause ist immer jemand, wir spielen uns gegenseitig frei“, betont der Landwirt das Teamwork in der Familie. Auch Rolands Frau Eveline arbeitet am Hof. Sie hat 2003 in den Brandstetterhof eingeheiratet, die Ausbildung zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin gemacht und führt heute den Betrieb – als eines ihrer zwei Standbeine: „Zwei Tage die Woche muss sie raus, unter die Leute. Da arbeitet Eveline in meiner Firma mit. Und wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich die helfende Hand in ihrem Landwirtschaftsbetrieb“, erklärt Roland Kudler die Arbeitsteilung. „Meine Aufgaben sind die Großarbeiten wie die Ernte von Heu und am Feld oder der Vermarktung“.


Von der Einzelbucht in den Kindergarten
Die Schar der ursprünglich 30 Mutterschafe ist mittlerweile auf 130 angewachsen. „Unsere Merino-Landschafe sind asaisonale Tiere, das heißt, sie sind das ganze Jahr empfangsbereit.“ Etwa 270 Lämmer kommen jährlich zur Welt. Nach der Geburt beziehen Mutter und Nachwuchs für drei bis fünf Tage eine Einzelbucht, so können die Kleinen in Ruhe andocken und vom Landwirt beobachtet werden. „Sind alle fit, dann kommen sie in Familienbuchten, das ist sozusagen der Kindergarten“, lacht der Landwirt. Hier teilen sich acht bis 15 Muttertiere mit ihrem Nachwuchs einen eigenen Bereich. Mit zwei Monaten verlassen sie den Lämmerstall.
Weihnachtsbäume als Leckerbissen
Den Tieren steht das ganze Jahr über Auslauf zur Verfügung, im Winter eine mit Heu versehene Fläche rund um den Stall, ab April dann weitläufige Weiden rund um den Hof. Alle drei Wochen wechseln sie den Standort, was vor allem hygienische Gründe hat: Durch das Weiterziehen wird der Würmerkreislauf unterdrückt.
Und rund um Weihnachten erhalten die Tiere ganz besondere Zusatznahrung: „Die Nachbarn wissen schon, dass unsere Schafe die ausgedienten Christbäume lieben und laden diese, fein säuberlich von sämtlichem Schmuck befreit, vor unserem Hof ab“, sagt Roland Kudler. Die Nadelbäume sind für die Tiere nicht nur Abwechslung am Speiseplan, sondern dienen der Beschäftigung sowie der Gesundheit.
Transparenter Betrieb
Bis zu sechs Monaten bleiben die Lämmer in Kudlers Betrieb. Dann werden sie in der Früh abgeholt und gleich darauf in einem nahen Betrieb geschlachtet. 40 bis 50 Lämmer verkauft der Landwirt selbst ab Hof. „Viele Kunden kommen, spazieren um den Hof, schauen sich alles genau an, beobachten die Tiere“, sagt Roland Kudler und verweist damit auf die Transparenz, die ihm auch wichtig ist. Mit der Schafzucht hat er jedenfalls „Seines“ gefunden: „Es ist schön, Bauer zu sein“, sagt er abschließend. „Entweder man ist es, oder man ist es nicht.“ Bei Familie Kudler ist klar: Sie ist es mit Leib und Seele.

