Von der Nachricht, dass Rapsanbau biologisch eigentlich nicht möglich ist, hat sich Johannes Liebl nicht abschrecken lassen. Der Lieblhof im Innviertel ist einer von wenigen Betrieben in Österreich, die die Grundlage des „Olivenöls des Nordens“ auf Bio-Basis kultivieren.


Im Portrait
Sebastian und Johannes Liebl: zeigen, dass Rapsanbau auch biologisch geht

Innviertel, Oberösterreich ,
Oberösterreich, Steiermark


„Aber in der Bio-Landwirtschaft ist das schnelle Großwerden ohnehin nicht so wichtig, sondern es gilt zudem, Fruchtfolge und Symbiosen zu nutzen.“
Johannes Liebl über die Wichtigkeit von Fruchtfolge

In Suben, direkt an der österreichisch-deutschen Grenze, liegt der Lieblhof. Johannes Liebl hat ihn 1990 von seinen Eltern übernommen, seit einem Jahr ist er selbst in Pension, aber wie das bei Landwirten so ist: Zu tun gibt es immer etwas und so ist sein Sohn Sebastian froh, von dieser Seite tatkräftige Hilfe zu bekommen. Als weiteres Standbein betreibt die Familie eine Kompostieranlage – sie war bei ihrer Eröffnung 1990 die zweite in Oberösterreich, womit Johannes Liebl durchaus auch als Kompostier-Pionier gesehen werden kann.

So sieht gesunder Boden aus!
Boden als wichtige Grundlage
Wie gut sich beide Unternehmenszweige ergänzen, wird im Gespräch mit Johannes und Sebastian Liebl rasch klar. Denn gesunder Boden ist für sie, wie Fruchtfolge und Biodiversität, die Grundlage einer guten Ernte. „Durch die Kompostierung habe ich mich immer schon mit dem Boden befasst“, sagt Johannes Liebl. „Man muss ihn wie ein Tier behandeln – also schauen, dass es ihm gut geht.“

Hier wird Bio gelebt!
Bio aus Überzeugung
Der Erhalt dieses kostbaren Guts war mit ein Grund, dass die Familie 2009 auf biologische Landwirtschaft umgestellt hat. „Zum einen fördert biologischer Anbau die Vielfalt auf unseren Flächen. Zum anderen kann ich es auch mehr genießen, wenn ich mit meinem ‚Cabrio-Traktor‘, dem Traktor ohne Dach, zu Pflegearbeiten aufs Feld fahre“, erklärt der Senior, der neben Raps noch Sonnenblumen, Getreide, Triticale, Weizen, Ackerbohnen, Hanf und einiges mehr anbaut.
Experiment geglückt!
Der Bio-Raps war eigentlich ein Experiment, das durch einen zeitlichen Zufall gekommen ist, um zu bleiben. Denn zwei Tage nachdem er den Raps ausgesät hatte las er in einer Zeitschrift, dass der Bio-Anbau der Ölpflanze eigentlich nicht möglich sei. „Sei’s drum“, dachte sich Johannes Liebl, „dann funktioniert es eben nicht.“ Doch siehe da: Es hat geklappt und somit ist der Lieblhof einer von wenigen Betrieben in Österreich, die auf insgesamt 50 Hektar, fruchtfolgeintegriert Bio-Raps anbauen. Wäre die Zeitung drei Tage früher gekommen – wer weiß …
Austarieren und Ausprobieren
Der Rapsanbau war und ist, wie vieles in der Bio-Landwirtschaft, ein Austarieren und Ausprobieren. Aber auch hier zeigt sich einmal mehr: „Ist der Boden in Ordnung, herrscht Gleichgewicht in der Biologie. Hat er beispielsweise zu viel Stickstoff, beginnt die Pflanze zu ‚schwitzen‘. Die Nährstoffe lagern sich am Blatt ab und bilden eine Grundlage für Pilze (Mehltau) und Schädlinge.“
Daher kommt auch beim Rapsanbau der Fruchtfolge große Bedeutung zu. Familie Liebl setzt auf die Pferdebohne als Vorfrucht. Die Leguminosen binden das Nitrogenium und bereiten so den Boden auf natürliche Weise vor.
Frühe Blüte
Die Aussaat des Raps erfolgt Mitte bis Ende August, über den Winter hat die Pflanze Zeit, sich zu etablieren. Aber auch hier hat sich schon das Wunder der Natur gezeigt: „Ich habe einmal im Herbst die junge Aussaat abgemäht, die Ernte war jedoch im Sommer gleich wie auf den anderen Flächen“, berichtet der Bio-Landwirt und setzt hinzu: „Aber in der Bio-Landwirtschaft ist das schnelle Großwerden ohnehin nicht so wichtig, sondern es gilt zudem, Fruchtfolge und Symbiosen zu nutzen.“

Vom Feld in die Flasche
Die Rapspflanze verweilt fast ein Jahr auf dem Feld. Sehr wohl von Wichtigkeit ist die behutsame Ernte des Raps. Wenn die gelben Blüten abfallen, zeigen sich bald die Schoten. Diese werden mit einem speziellen Vorsatz am Mähdrescher geerntet, die darin befindlichen Samen werden sorgfältig getrocknet, gereinigt und schließlich zur Presse gebracht, wo sie schonend zu Ja! Natürlich Rapsöl gepresst werden.