kleines Schwein im Stall frisst Stroh kleines Schwein im Stall frisst Stroh
Im Portrait

Doris und Christian Neumann: ziehen im Mostviertel Strohschweine auf

Mostviertel, Niederösterreich
Familie Neumann
Schwein isst Stroh

Nachhaltige Bewirtschaftung

„Mit 20 Hektar bewirtschaften wir eine eher kleine Fläche“, sagt Doris Neumann. „Aber es reicht, um unsere Schweine damit gut zu versorgen.“ Von den hofeigenen Wiesen und Feldern kommt das Futter für die Schweine: Roggen, Gerste, Ackerbohne, Hafer und Heu, das Stroh stammt ebenso aus Eigenanbau. Und auch beim Betreiben ihres Hofs setzt die Familie auf nachhaltige Lösungen: 2020 ging ihre Photovoltaik-Anlage in Betrieb und wenn die Sonne mal nicht scheint, kommen 100 Prozent Öko-Strom aus dem Netz.

Doris Neumann im Strohschwein-Stall

Tierwohl im Mittelpunkt

Artgerechte Tierhaltung stand bereits zuvor im Mittelpunkt: „Meinem Vater war das Tierwohl immer schon wichtig, schon er hat auf Stroh statt auf Spaltböden gesetzt“, sagt die Landwirtin, die von ihrem Vater Schweine sowie Mastrinder übernommen hat. „Wir haben immer schon darauf geschaut, dass es unseren Tieren gut geht. Die Umstellung auf Bio hat vor allem den Ackerbau betroffen.“ Die Rinderhaltung wurde nach der Übernahme eingestellt, dafür wurden die Ausläufe der Bio-Strohschweine erweitert. Was Doris Neumann an ihren Tieren schätzt? „Sie sind flexibler als die Rinder und für mich als Frau praktischer zu handhaben.“

„Das Tierwohl hatte auf unserem Hof schon immer hohen Stellenwert. Die Ferkel wachsen stressfrei bei den Muttertieren auf und können sich frei im Stall bewegen.“
Doris Neumann

Ausreichend Stroh und Ruhe

Zumindest zweimal am Tag hält sie Nachschau im Stall, wenn sich Ferkel-Nachwuchs einstellt, ist sie auch öfter bei ihren Tieren. „Grundsätzlich läuft die Geburt natürlich ab, manchmal ist es jedoch notwendig, einzugreifen und dann ist es gut, wenn man vor Ort ist“, so die Bio-Landwirtin. „Abgeferkelt“ wird in einem eigenen Stall, der wie die anderen Bereiche mit ausreichend Stroh versorgt ist. „Unsere Tiere können sich das einrichten, wie sie wollen. Ich habe schon öfter beobachtet, wie eine Zuchtsau vor der Geburt Stroh im Maul zusammenträgt und eine Art Nest baut.“

Christian Neumann am Strohschwein-Stall

Geringere Besatzdichte

Mindestens 40 Tage bleiben die Ferkel bei den Muttertieren. Dort genießen sie nicht nur die Nähe, sondern auch die Muttermilch. Das gibt ihnen Ruhe und Sicherheit, fördert ihre natürliche Entwicklung und stärkt ihr Immunsystem. Anschließend kommen die Tiere in einen eigenen Aufzuchtstall, wo sie ausreichend Platz und die freie Wahl haben, wohin sie gehen. „Durch die geringe Besatzdichte haben unsere Tiere viel mehr Platz, als gesetzlich vorgeschrieben ist“, sagt Doris Neumann. Die einen bevorzugen einen eigens höhlenartig gestalteten Stall, andere wiederum schlafen selbst im Winter draußen. Ist es im Sommer einmal heiß, bietet eine Schweinedusche Abkühlung.

Christian Neumann am Traktor

Leben auf dem Land

Dass ihr Hof inmitten einer 15-Häuser-Siedlung liegt, macht in der Umgebung niemandem was aus. Drei weitere Landwirtschaftsbetriebe finden sich in der Nachbarschaft. „Da kann es schon mal sein, dass unsere Schweine quieken oder die Kühe am anderen Hof zu hören sind. Natürlich kräht auch ab und zu wo ein Gockelhahn, aber wir sagen immer: Wir leben ja auf dem Land.“ Wie ihre Nachbarn genießt Familie Neumann diese Ursprünglichkeit und so stört sich niemand daran, wenn einer der Landwirte mit dem hofeigenen Mist ausfährt, um die Felder damit zu düngen.

Doris Neumann füttert die Schweine mit Stroh
Doris Neumann hält Ferkel
Schweine im Stall
Ferkel
Schwein isst Stroh
Christian und Doris Neumann im Strohschwein-Stall
Familie Neumann
„Das Futter für unsere Tiere produzieren wir fas ausschließlich selbst auf unseren Wiesen und Feldern. Damit wissen wir genau, was unsere Schweine fressen.“
Doris Neumann
Doris und Christian Neumann

Die Präsenz am Land schätzen auch viele Kund:innen: Familie Neumann betreibt einen Bio-Hofladen, in dem sie eigene Produkte vertreibt. „Wir verarbeiten alles vom Schwein – Nose to Tail, wie es so schön heißt“ – eine Philosophie, die man mit Ja! Natürlich teilt. Und gerade ein Blick in Betriebe wie den Biohof Neumann zeigt, dass respektvoller Umgang mit Tieren einen Mehrwert für Mensch und Umwelt bringt.