Karpfen wird im Wasser in den Händen gehalten Karpfen wird im Wasser in den Händen gehalten
Ernährung, Kochen, Wissen

Abfischen im Waldviertel – Tradition und Fest

Brigitte Krizsanits
Oktober 3, 2025

Mit dem Herbst hält im Waldviertel ein besonderes Schauspiel Einzug: das Abfischen der Karpfenteiche. Es bringt auf eindrucksvolle Weise die Verbindung von Mensch, Natur und nachhaltiger Teichwirtschaft zutage und hat sich längst zu einem Fest gemausert, das zahlreiche Gäste anzieht.

Fischteiche im Waldviertel von Andreas Fischer-Ankern - Ja! Natürlich

Was heute die Waldviertler Landschaft prägt, nahm im Mittelalter seinen Anfang: Bereits im 13. Jahrhundert wurden erste Fischteiche in den Urbaren des Stiftes Zwettl erwähnt, heute sind sie als Kulturgut weltweit anerkannt. Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationalen (FAO) hat die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft offiziell als „Globally Important Agricultural Heritage System“ (GIAHS) ausgezeichnet – eine seltene Ehre, die zeigt, wie traditionelles Wissen, gelebte Nachhaltigkeit und regionale Identität Hand in Hand gehen.

Dem Karpfen aus Tradition verschrieben

Auf den Teichflächen der Ja! Natürlich Bio-Lieferanten bekommen die Bio-Karpfen das, was sie für ihre gesunde Entwicklung brauchen: ausreichend Platz, genügend Zeit zum Wachsen und natürliche Nahrung. Ganz oben auf dem Speiseplan stehen Plankton und Bio-Getreide. Fischmehl oder andere chemisch verarbeiteten Futtermittel kommen hingegen nicht infrage. Schließlich bieten das frische Wasser und die Kornfelder des Waldviertels alles für ein natürliches Wachstum. Drei oder vier Jahre dauert es von der „Karpfenhochzeit“, der Laichzeit, bis zum Abfischen. Dazwischen durchlaufen die Fische unterschiedliche Stationen, vom Laichteich über Brutteich und Streckteich bis hin zum Abwachsteich. Wenn dann die Zeit des Abfischens gekommen ist, dann packen alle an.

Abfischfest bei dem Leute die Fische aus den Teichen holen
Teamwork
Waldviertler Karpfen in der Hand eines Fischers
Fangfrisch
Karpfen im einem Kescher wird im Wasser gehalten

Die Fischernte als Ereignis

Das Abfischen beginnt mit dem langsamen Absenken des Wasserspiegels. Langsam rinnt das Wasser aus dem Teich, die Karpfen sammeln sich am tiefsten Punkt – dem sogenannten Teichmönch. Nun geht es ans Abfischen: Mit Netzen, Keschern und viel Teamarbeit werden die Fische gefangen, sortiert und je nach Verwendungszweck weiterverarbeitet. Was nach harter Arbeit klingt, ist zugleich ein gesellschaftliches Ereignis. In vielen Orten der Region kommen die Menschen zum Abfischen zusammen – etwa beim Litschauer Fischtanz, beim Abfischfest Bruneiteich Heidenreichstein oder beim Abfischfest in der Erlebniswelt Gallien.

 

Bio-Bauer Andreas Fischer-Ankern - Haus am See - Ja! Natürlich

Jahrhundertelanger Kreislauf stets neu gedacht

Das Ablassen der Teiche ist allerdings weit mehr als ein bloßer Arbeitsschritt: Es ist Teil eines Kreislaufs, der sich seit Jahrhunderten bewährt, sich in seiner Vorgehensweise kaum verändert und zugleich ökologische Bedeutung hat. Die Feuchträume bilden den Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten, sie speichern Wasser, regulieren das Mikroklima und fördern die Biodiversität. Die Ja! Natürlich Fischereibetriebe leisten dazu einen wertvollen Beitrag, indem sie das traditionelle Handwerk fortführen und zugleich den aktuellen Herausforderungen anpassen.

Weltkulturerbe Logo für die Waldviertler Karpfen Teichwirtschaft

Landwirtschaftliches Weltkulturerbe

Für dieses Engagement wurde die Waldviertler Teichwirtschaft als landwirtschaftliches Weltkulturerbe ausgezeichnet. Denn sie dient der Lebensmittel- und Existenzsicherung, fördert die Agro-Biodiversität, erhält lokales und traditionelles Wissen, basiert auf traditionellen sozialen Strukturen und zeigt typische Landschaftsstrukturen. Damit erfüllt das Waldviertel als „Teichviertel“ die fünf Kriterien als global wichtiges System des landwirtschaftlichen Kulturerbes (GIAHS) und gilt offizielle als herausragendes, nachhaltiges und kulturell wertvolles Agrarsystem.

Fisch hat immer Saison

Wenngleich die Fischsaison im Waldviertel mit dem Abfischen ihren Höhepunkt erreicht und der Karpfen traditionell zu Weihnachten auf den Tisch kommt, sind frische Fische das ganze Jahr über eine regionale und gesunde Wahl. Ja! Natürlich setzt auf heimische Fische aus regionaler Zucht, die in frischem Wasser inmitten einer intakten Natur ohne Antibiotika und chemische Futtermittel aufwachsen. Kontrollierter Besatz, kurze Transportwege und der Erhalt charakteristischer Landschaft sind weitere Punkte, die für unsere Ja! Natürlich Fische sprechen. Und nicht zuletzt der Geschmack, der überzeugt!

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