Bio-Bauer Oliver Michlits
© Stefan Knittel

Wassermelonen sind mit Zuckermelonen nur weitschichtig verwandt, Zuckermelonen dafür eng mit Gurken. Das klingt verwirrend? Es ist kein Wunder, wenn wir in Österreich bei den beliebten Sommererfrischungsgewächsen viel durcheinanderbringen, denn den uralten, schon vor 5.000 Jahren in Afrika kultivierten Melonen ist es bis dato zu kühl in unseren Gefilden gewesen. Üblicherweise kommen sie vom späten Frühjahr bis in den Herbst aus Südeuropa, aber in den letzten Jahren waren mit etwas Glück auch immer wieder mal österreichische Ja! Natürlich Bio-Melonen darunter. Experimentierfreudige Bio-Bäuerinnen und -Bauern wie der 28-jährige Oliver Michlits aus Wallern im burgenländischen Seewinkel haben sich den großen, süßen Früchten verschrieben. Weshalb es heuer, wenn das Wetter mitspielt, noch mehr davon geben sollte.

Welchen Boden nehmen wir denn?

Wir waren letztes Jahr im August bei ordentlicher Hitze zur Melonenernte im Seewinkel, und genau diese Hitze taugt den Pflanzen und Früchten. Das Melonenjahr beginnt für den Bio-Bauern schon im kühlen März. Das Saatgut kauft Michlits aus Frankreich und Ägypten, Ländern mit langer Anbautradition. Die Jungpflanzen züchtet er selbst, ab Ende April kommen sie auf die Felder und teils in Folientunnel. Biologisch abbaubare Mulchfolie aus Maisstärke hilft, Wärme und Feuchtigkeit im Boden und Schädlinge fernzuhalten. Melonen sind durstig und brauchen zusätzlich zur effizienten Tröpfchenbewässerung ordentlich Stickstoff. Der kommt in der Bio-Landwirtschaft hauptsächlich aus dem Boden selbst, durch jene Pflanzen, die davor auf dem Feld angebaut wurden, wie z. B. Luzernen.

Zuckermelone aus Österreich
© Stefan Knittel
Wassermelone aus Österreich
© Stefan Knittel

Wetter ist kein Wunschkonzert

Wer sich im Supermarkt ums Eck eine Wassermelone mit Feta als hochsommerliches Abendessen holt, denkt selten über Dinge wie Fruchtfolge, Bodenbeschaffenheit, Bewässerung, Sonneneinstrahlung und Erntelogistik nach. Genau darum muss sich ein Bio-Bauer wie Oliver Michlits aber kümmern, will er mit einer Kultur wie Melonen, mit der es hierzulande kaum Erfahrungswerte gibt, Erfolg haben. Denn die Kürbisgewächse sind wie alle aus der Verwandtschaft Starkzehrer. Mit dem Boden kann der Ja! Natürlich Bio-Bauer den Wuchs steuern. Schottrige Böden sind sehr warm, was Melonen lieben, aber zugleich bildet die Pflanze weniger Grün aus. Das bedeutet, dass sie weniger Blätter hat, die sie vor Sonnenbrand schützen. Und der ist leider auch bei Wassermelonen ein großes Thema (bei Zuckermelonen weniger), er lässt die Früchte in kürzester Zeit verderben.

Setzt man die Melonen in humusreichere Böden, können sie durch mehr Grün mehr Blätter als Sonnenschutz bilden, wachsen aber auch langsamer. Was in kühleren Jahren ein Problem mit der Reife geben könnte. Weil das Wetter kein Wunschkonzert ist und „die Schwankungen in den letzten Jahren extrem sind, das heurige Frühjahr war exakt das Gegenteil vom letzten“, ist Risikoverteilung gefragt. Modernes Management, aber halt nicht am Computer, sondern am Feld.

Am besten wär’s, wenn’s sehr warm wäre, aber ohne Sonne.
Ja! Natürlich Bio-Bauer Oliver Michlits, grinsend
Bio-Bauer Oliver Michlits mit Traktor am Feld
© Stefan Knittel

Dirty Dancing auf Österreichisch

Ja! Natürlich Bio-Wassermelonen baut Michlits auf verschiedenen Böden zeitlich versetzt auf 7 Hektar an, doppelt so viel wie 2022. So hofft er, von Ende Juni bis Anfang September mit perfekt reifen Früchten lieferfähig zu sein. Ja! Natürlich Bio-Zuckermelonen stehen auf 2,5 Hektar, ein Drittel davon in Folientunneln, die ideale Wachstumsbedingungen bieten, weil es darin schon im Frühjahr extrem heiß wird.

Wassermelonen brauchen weibliche und männliche Pflanzen zum Bestäuben, Bienen und Wind erledigen den Pollentransport. Die fast kernlosen Ja! Natürlich Bio-Mini-Wassermelonen sind weiblich, die großen, bis zu 8 Kilo schweren „Ich habe eine Wassermelone getragen“-Exemplare (für alle, die „Dirty Dancing“ gesehen haben – oder das nun nachholen möchten) männlich. So funktioniert die Bestäubung, und zugleich ist später für jede Familiengröße eine Melone dabei.

Tipp!

Süßer durch eine zarte Prise Salz!

Beide Melonenarten schmecken eisgekühlt am besten. Wenn sie nicht so süß, wie erhofft sind, hilft eine zarte Prise Salz (verstärkt den Süß-Eindruck).

Melonen aus Österreich
© Stefan Knittel

Mäuse sind Feinspitze

Bei den orangefleischigen Ja! Natürlich Bio-Zuckermelonen setzt Michlits auf eine französische Cantaloupe-Sorte: „Letztes Jahr habe ich neun Sorten zum Test angebaut, das ist die beste.“ Sie ist 1–2,5 kg schwer, hat eine beige, korkige Schale mit grünen Rillen und oranges Fruchtfleisch. Und sie duftet, wenn sie reif ist. Das wissen auch die ungebetenen Gäste zu schätzen. „Die Mäuse fressen sich zu 90 % am Hinterteil – so nennen wir die dem Stiel gegenüberliegende Unterseite – in die Melone. Dort ist sie am weichsten und süßesten.“ Auch wir Menschen erkennen an dieser Stelle, ob eine Zuckermelone reif ist: wenn sie verführerisch duftet und auf Druck ein wenig nachgibt. „Das ganze Feld riecht, wenn sie reif sind“, schwärmt Michlits. Geerntet wird zur Hochsaison von bis zu neun Personen mit kleinen Messern in große Kisten. Schwerstarbeit im wortwörtlichen Sinne. Am Hof bekommen die Ja! Natürlich Bio-Melonen eine Bürstenmassage in einer Maschine, die Oliver Michlits im vergangenen Winter selbst konstruiert hat. Gewaschen werden sie nicht, weil sonst das umweltfreundliche Ja! Natürlich Pickerl mit dem wasserlöslichen Klebstoff nicht hält. Da aber Melonen wie alle Kürbisgewächse direkt auf der Erde wachsen, sollten wir sie gründlich waschen, bevor wir sie anschneiden und uns an der denkbar natürlichsten süßen Erfrischung freuen, die neuerdings auch ums Eck wächst.

Melonen in der Küche

© Stefan Knittel

Einkauf, Lagerung & Haltbarkeit

  • Bei Wassermelonen ist der helle Fleck (auf dem die Melone auf der Erde lag) ein guter Reife-Indikator: Er sollte nicht grünlich-weiß, sondern gelb sein. Eine reife Melone fühlt sich für ihre Größe schwer an.
  • Reife Zuckermelonen duften intensiv, vor allem am unteren Ende, dort geben sie auf Druck auch etwas nach. Die Rillen sind nicht dunkelgrün, sondern hellgrün bis beige.
  • Melonen jeder Art, besonders aber Zuckermelonen, gründlich waschen. Angeschnittene Melonen unbedingt im Kühlschrank aufbewahren und so rasch wie möglich verzehren.

© Stefan Knittel

Geschmack & Verwendung

  • Wassermelonen schmecken erfrischend und saftig. In der Mitte sind sie am süßesten. Ein Klassiker ist die Kombination mit Feta und Minze. Aus den Schalen von Bio-Wassermelonen kann man Pickles und Marmelade machen.
  • Zuckermelonen duften reif stark, fast blumig. Sie haben glatteres Fruchtfleisch als Wassermelonen, ähnlich wie die eng verwandten Gurken. Kombiniert ergeben sie feine Salate. Ein Klassiker ist Bio-Zuckermelone mit Rohschinken.

Tipp!

Erfrischend & saftig!

Ja! Natürlich Bio-Melonen immer erst kurz vor dem Servieren schneiden, damit sie nicht ihre Struktur verlieren und frisch bleiben!